Leichter Gedanken sortieren

Katja Frechen

Die Wolle im Regal ist nach Farben und Formen sortiert. Diese Ordnung ist logisch und einladend. Ach, wäre es schön, wenn unsere Gedanken auch so ordentlich im Kopf abgelegt wären – und ebenso leicht zugänglich. Das sind sie meistens nicht.

Wer Narrative schreiben will, folgt meist einem Impuls, einer vagen Idee. Je nach Schreibtyp wird sofort losgeschrieben – oder gegrübelt. Und oft dauert es eine Weile, bis die Idee die gewünschte Form annimmt.

Das ist letztlich wie mit der Wolle: Am Anfang wärmt sie das Schaf. Dann wird sie abgeschoren und gereinigt, später von kundigen Händen gefärbt und in den Verkauf gebracht. Logisch.

Dass Schreiben auch ein Prozess ist, ist weniger offensichtlich, ist es aber. Bitte vergegenwärtigen:

Schreiben ist ein Prozess

Inspiration – ein Bild, eine Idee bleibt hängen, macht wach, kratzt auf

Inkubation – die Idee geht in den Untergrund. Wir brüten darüber bis zur …

Illumination – Es kommt eine Eingebung (von innen) oder wir finden das fehlende Puzzleteil (von außen) und aus der Idee wird ein Vorhaben

Verifikation – bei den ersten Schreibversuchen zeigt sich, wie gehaltvoll die Idee ist.

Dann beginnt der Prozess Schleifen zu drehen. Eine Recherchephase kann sich anschließen, die sofortige Erleuchtung (Illumination) bringt – oder die Schreibversuche zeigen, dass es sinnvoll ist, noch mal zu brüten.

Wer das weiß, ist geduldiger mit sich. Das hilft beim ‚Entheddern‘.

Flüchtige Gedanken in Konkretes übersetzen

Das Denken wird leichter, wenn es sichtbar gemacht wird. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten:

Artikel zum Thema in einem Hefter sammeln. – Für jeden Artikel eine Karteikarte mit Stichworten anlegen.

Ein Denkbild skizzieren. – Dafür schließen Sie für eine Weile die Augen und warten ab, was sich einstellt, wenn Sie an Ihr Thema denken. Was sehen Sie? Welches Wort kommt Ihnen in den Sinn? Notieren Sie Ihr Denkbild oder Schlüsselwort und platzieren Sie es an einer gut sichtbaren Stelle.

Clustern Sie! – Dadurch werden auch weit verzweigte Assoziationen sichtbar und nachvollziehbar.

Leitfragen zur Orientierung

Gerade in der Anfangsphase kann es frustrierend sein, wenn die Gedanken in alle Richtungen springen. Da können diese Leitfragen helfen, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren:

  1. Wonach suche ich?
  2. Was brauche ich dafür?
  3. Was fehlt?
  4. Wo möchte ich hin?

Probieren Sie doch mal aus, diese Fragen zu beantworten, bevor Sie mit dem Schreiben beginnen.